armenische Viertel 


Das armenische Viertel 

ist das zweite christliche Viertel in der Jerusalemer Altstadt. Es liegt südlich des christlichen Viertels, beginnt an der Zitadelle und führt hinunter bis zum Zionstor.


 


Das armenische Viertel und seine Bauten

Das armenische Viertel hat seinen Namen vom "Armenischen Kloster", das mit seiner gesamten Anlage, seinen Wohnvierteln, Schulen, Werkstätten, seiner St. Jakobus-Kathedrale, einer Bibliothek (Gulbenkian-Bibliothek), einem Museum für armenische Kunst und Geschichte. 



armenischen Patriarchats


Die Wohnhäuser haben meist zwei bis drei Stockwerke und werden fast ausschließlich von Armeniern bewohnt, obgleich die armenische Gemeinde in Jerusalem in den letzten 30 Jahren erheblich abgenommen hat.

 


Der südliche Teil des armenischen Viertels wirkt abgeschottet und zurückgezogen. Das liegt daran, daß sich die Sehenswürdigkeiten hinter den Klostermauern befinden. Die Zugänge werden z.T. leicht übersehen.

An verschiedenen Stellen im armenischen Viertel erinnern Plakate an den tragischen Völkermord an den Armeniern. Er war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Bei den Massakern und Todesmärschen, die im wesentlichen in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, kamen ca. 1,5 Millionen Menschen um.


Geschichte der Armenier in Jerusalem

Die Armenier hatten 301 n.Chr. als erste Nation offiziell das Christentum angenommen. Bald danach kamen armenische Pilger ins Heilige Land. Der Untergang des Königreiches Armenien ein Jahrhundert später führte in der Folgezeit zur Vertreibung und Verfolgung, und nur ihre Verwurzelung in der Kirche bewahrte die Gemeinde im Exil vor dem Verlust ihrer Identität. Im 12. Jh. kauften die Armenier den Georgiern die St.-Jakobus-Kathedrale 


 


ab, die sie im 11. Jh. gebaut hatten, und machten sie zum Zentrum ihrer Gemeinde. Im 15. Jahrhundert erhielten die Armenier viele lebenserhaltende Spenden aus Spanien. Im nächsten Jahrhundert dehnten die Armenier ihren Bereich aus, indem sie benachbarten Grundbesitz erwarben, die sie für die Unterbringung der vielen nach Jerusalem schwärmenden Pilger brauchten. Das armenische Viertel erreichte seine heutige Größe im 17./18. Jh. zur Zeit des osmanischen Reiches. 1948 lebten ca. 16.000 Armenier in Jerusalem. Vor allem durch im Jahr 1915 einsetztende Vertreibung und Verfolgung durch die Türken, kamen viele Armenier nach Jerusalem. Inzwischen sind es jedoch aufgrund von Auswanderung nur noch knapp 2.000.

Die Armenier sind miaphysitische Christen. Der Miaphysitismus (von Griechisch: monos „einzig“ und physis „Natur“) ist die christologische Position, Jesus Christus sei vollkommen göttlich und habe nur eine Natur, nämlich eine göttliche – im Gegensatz zur Position von Chalcedon, die eine Zweinaturenlehre Christi vertritt, nach der die göttliche und die menschliche Natur Christi völlig unvermischt und ungetrennt nebeneinander stehen. Die armenische Kirche ist eine Nationalkirche. Man kann ihr nur beitreten, indem man die armenische Staatsbürger-schaft , z.B. durch Heirat, erwirbt.


das "Armenische Theologische Seminar"

wurde 1841 in Ramle, nördlich von Jerusalem, gegründet. 1845 zog es an den Ort um, an dem sich heute das Armenische Museum befindet. Das neue und jetzt "Alex und Marie Monoogian Theologisches Seminar" genannte Gebäude liegt gegenüber der St. Jakobus-Kathedrale. Es liegt hinter hohen Mauern auf der Westseite der Hauptstraße. Das Seminar ist ein Geschenk des Armenisch-amerikanischen Philanthropen Ehepaares Alex (1901 - 1996) und Marie Manoogian. Armenische Jugendliche aus der ganzen Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten und Armenien, kommen hierher, um sich als Priester ausbilden zu lassen.


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die Gulbenkian-Bibliothek 


wurde 1929 von dem britischen Ingenieur, Ölmagnaten und Mäzen armenischer Herkunft, Calouste Gulbenkian (1869-1955) gegründet und wird bis heute von der Gulbenkian Foundation in Lissabon, Portugal unterstützt. Sie gilt als eine der bedeutenden Bibliotheken des Nahen Ostens mit einer großen Sammlung von Dokumente und Büchern. Die ca. 50 000 Bände - darunter die Hälfte armenische - dienen der Erforschung und Bewahrung armenischer Religion, Sprache und Kultur. Die ca. 4000 armenischen Manuskripte sind in der Thoros-Kirche (hinter der Jakobus-Kathedrale).



Die Geschichte der Schule "Sts. Tarkmanchatz",

beginnt in den 1860er Jahren. Auf dem Gelände des armenischen Patricharchts in der Jerusalemer Altstadt befindet sich die armenische Schule “Sts. Tarkmanchatz”. Bereits in den 1860er Jahren befand sich an derselben Stelle ein armenisches Kloster und in diesem war eine Schule untergebracht. Namensgeber für die Schule waren fromme Nonnen, deren Glaube und Keuschheit dazu beigetragen hatten, daß Armenien sich dem Christentum zuwandte. Die “Kayanyants Tbrots” (Kayanische Schule) unterrichten hier junge Mädchen der armenischen Gemeinde in Jerusalem.

Entwicklungen im 20. Jh. Als im Ersten Weltkrieg die armenische Gemeinde ein Zufluchtsort für die Überlebenden des Völkermordes an den Armeniern im Osmanischen Reich wurde, erkannte Erzbischof Yeghishe Tourian die Notwendigkeit für ein neues Schulgebäude, um die wachsende Zahl von Kindern und ihren künftigen Nachkommen zu erziehen. Mit Unterstützung der Familien Markarian und Jivhirjian aus Konstantinopel errichtete das armenische  atriarchate in neues Schulgebäude, das im Jahr 1929 eingeweiht wurde. Während der ersten 23 Jahren wurde in der Schule “Sts. Tarkmanchatz” nur ein Kindergarten und eine Grundschule angeboten.

Im Jahr 1952 förderte der Schuldirektor, Bischof Guregh Kapigian, die Ausbildung der Schüler und erreichtet das “British General Certificate of Education”. Unter dem neuen Lehrplan konnten die Schüler nun die Schule bis Klasse 12 besuchen. Bischof Kapigian blieb bis 1995 über 40 Jahre weiter der Leiter Schule. Bis heute orientiert sich der Lehrplan der Schule am “British General Certificate of Education”. Alle Schüler müssen die vorgeschriebene Schuluniform und das Schulabzeichen tragen.


 

die armenische Schule “Sts. Tarkmanchatz” auf dem Gelände des armenischen Patriachats


Das armenische “Mardigian-Museum”,

ursprünglich war das 1845 errichtete Gebäude das Theologische Seminar des Armenischen Patriarchats. Heute beherbergt es ein Museum für Geschichte und Kultur des armenischen Volkes. Es ist ein schöner Rau mit einem langen, von Portiken gesäumten Zentralhof. Die ältesten Funde der Sammlung sind Fragmente von Fresken aus dem 1. Jahrhundert, die aus dem Hof des Hauses von Kaiphas auf dem Berg Zion stammen, sowie Überreste von armenischen Kirchen der byzantinischen Zeit, die in der Nähe des Damaskustors ausgegraben wurden. Besonders wertvoll ist die Handschriftensammlung. Außerdem gibt es zahlreiche liturgische Gegenstände, die armenische Pilger der Jakobuskathedrale stifteten, darunter Beispiele für die berühmte armenische Töpferkunst. Weitere interessante Stücke sind Bücher, hergestellt in den ersten Druckereien der Stadt, die seit 1833 innerhalb des armenischen Klosters untergebracht waren.


 



"Kloster der Heiligen Erzengel" - "Haus des Hohepriesters Hannas" (kein Zugang für Besucher)


Wenn man am armenischen Museum vorbeiläuft und einen Treppenweg nach Osten hin hinuntergeht, gelangt man direkt zu einer kleinen Türe, die zur Kloster der Heiligen Erzengel führt. Dieses wurde um 1300 als Bethaus für das Ölbaumkloster (arabisch "Deir as-Zaitun") erbaut.


 


Dieser Ort soll die Stelle bezeichnen, wo Hannas, der Schwiegervater des Kaiphas (Johannes 18,13), gelebt haben soll. Wahrscheinlicher aber ist, daß Hannas bei Kaiphas auf dem Berg Zion lebte.

Die Kapelle ist ein schönes Beispiel armenischer Baukunst, wobei das ungewöhnlich große Vestibül auffällt. Ein Durchgang rechts von der Apsis führt zu einem kleinen Andachtsraum mit einer geschnitzten Holztür aus dem Jahr 1649.

Den Olivenbaum an der nordöstlichen Ecke der Kapelle hält man seit dem 15. Jahrhundert für den Baum, an den Jesus während der Geißelung gefesselt war. Deswegen heißt die Kapelle auch "Kapelle des Olivenbaums".

In der Außenmauer der Kapelle wird ein eingemauerter Stein gezeigt. Die Legende besagt, daß es einer jener Steine sein soll, die nach dem Wort von Jesus Christus in Lukas 19,40 geschrieen hätten, wenn beim Einzug in Jerusalem die Jünger dem Verlangen der Pharisäer nachgegeben hätten, mit ihrer lauten Lobpreisung Gottes aufzuhören.

 

 


Armenische Kirche


Das Christentum wurde in Armenien im Jahr 301 nach der Taufe von König == Trdat III. - in der lateinischen Überlieferung Tiridates genannt - zur Staatsreligion erklärt. Die Armenische Kirche ist damit die älteste christliche Staatsreligion 1, als solche entstanden noch bevor Kaiser Konstantin das Christentum im Römischen Reich anerkannte und Kaiser Theodosius I. es 380 zur Staatsreligion erklärte.


 

Armenischer Gottesdienst


Die Armenische Kirche führt ihre Gründung auf die Mission der Apostel Judas Thaddäus und Bartholomäus zurück, die demnach in Armenien wirkten und den Märtyrertod starben; wichtige Handschriften lesen in Apostelgeschichte 2, 9 Armenien, so auch Kirchenvater Augustinus; die Kirche bezeichnet sich deshalb als Heilige Armenisch-Apostolische Kirche. Tatsächlich ging die Mission Armeniens von der urchristlichen Gemeinde in Antiochia - dem heutigen Antakya in der Türkei - sowie von Cäsarea in Kappadokien - dem heutigen Kayseri - aus, wo der eigentliche Begründer der Kirche, Gregor der Erleuchter, seine Ausbildung erhalten hatte. Gregor, Sohn eines Adelsgeschlechts der Parther, heilte König Trdat III. von schwerer Krankheit, der sich daraufhin zum Christentum bekehrte, und taufte ihn; nach der Anerkennung als Staatskirche wurde Gregor ihr erster Katholikos. Als Armenien Ende des 4. Jahrhunderts zwischen den Römern und den Persern aufgeteilt wurde, gelang es der Kirche, das Nationalbewusstsein zu erhalten, nicht zuletzt durch die Schaffung eines eigenen Alphabets durch den Mönch == Mesrop Mashtots († 440). Bald schon wurden die Bibel, viele Schriften der Kirchenväter und philosophische sowie literarische Werke der Griechen, Kopten und Syrer ins Armenische übersetzt - manche dieser Schriften, auch von Kirchenvätern, haben nur in dieser Übersetzung überdauert. Aufgrund der politischen Spannungen zwischen Byzanz und Persien war die Armenische Kirche nicht beim Konzil von Ephesus vertreten, anerkannte jedoch nachträglich dessen Beschlüsse. Auch am Konzil von Chalkedon konnten die Armenier auf Grund politischer und religiöser Bedrängnisse durch die Perser nicht teilnehmen; seine Beschlüsse von den zwei Naturen Jesu Christi wurden mehrfach, zuletzt von der Synode in Dvin im Jahr 551/552, zurückgewiesen; seitdem gelten die Armenier - fälschlich - als Anhänger des Monophysitismus, denn die Zwei-Naturen-Lehre ist dem Verständnis der Armenier nahe.

Im 7. Jahrhundert kam das Land unter die Herrschaft muslimischer Araber, im 11. Jahrhundert eroberten seldschukische Türken das Land, der Sitz des Katholikos musste 1147 ins neugegründete Fürstentum Kilikien - dem ehemaligen Cilicien - in die Festung Hromkla - türkisch Rum kalesi - am Euphrat verlegt werden, wo er bis 1292 blieb, um dann weiter nach Sis - das heutige Kozan - ausweichen zu müssen. Herausragende Gestalt jener Zeit war Katholikos == Nerses Shnorhali († 1173), dessen Korrespondenz mit der griechischen, syrischen und römischen Kirche noch heute als Vorbild für ökumenische Bemühungen gelten kann. Nach Beginn des 1. Kreuzzuges intensivierten sich die Kontakte zum Westen; der römisch-deutsche Kaiser Heinrich VI. erhob Kilikien zum Königreich, der Erzbischof von Mainz krönte den Fürsten Leon II. am Weihnachtstag 1199. Der Papst erklärte die Vereinigung der Armenischen mit der Römisch-Katholischen Kirche, die Synode von Sis besiegelte die Union 1307. Schon 1361 wurde die Union aber aufgrund der nachdrücklichen Versuche Roms, den lateinischen Ritus und die Anerkennung des römischen Primats durchzusetzen, wieder aufgekündigt.

 


Geburtskirche in Betlehem: der Stern bezeichnet die Stelle, an der Maria Jesus geboren habe


1375 drangen ägyptische Mameluken ein und zerstörten Sis; das Königreich hörte auf zu existieren, der Sitz des Katholikos blieb jedoch in Sis; für den Machtbereich der Mameluken war er aber schon vorher zwangsweise nach Jerusalem verlagert worden. Die Armenier sind noch heute - zusammen mit dem griechischen Patriarchat Jerusalem und Franziskanern - Besitzer des Heiligen Grabes Jesu in Jerusalem und der Geburtskirche in Betlehem; in Jerusalem gibt es ein eigenes armenisches Viertel mit etwa 3000 Armeniern. Viele der Armenier flohen damals, v. a. nach Osteuropa, wo sie bis heute ihre Traditionen bewahren und Gemeinden bilden. 1441 beschloss eine Synode der im ehemaligen Kilikien verbliebenen Armenier die Verlegung des Katholikats nach Etschmiadsin; eine Oppositionsgruppe hielt aber an Sis fest, so gab es nun zwei Katholikate, beide praktizierten die Sukzession in der jeweiligen Familie. Zudem ließ der osmanische Sultan 1461 in Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - ein armenisches Patriarchat für alle nicht griechisch-orthodoxen Christen errichten, um die Orthodoxen zu schwächen. Aber auch das Katholikat auf der Insel Aghtamar - heute Akdamar - im Van-See hatte überlebt, nachdem eine kleine Gruppe die Verlegung nach Kilikien im 11. Jahrhundert nicht mitvollzogen hatte; so gab es nun seit dem 15. Jahrhundert drei Katholikate in Etschmiadsin, Sis und Agthamar sowie zwei Patriarchate in Jerusalem und Konstantinopel.

Zwischen den Katholikaten in Sis und Etschmiadsin gab es 1652 eine weitgehende Einigung über Fragen der Kirchenordnung; unter den wechselnden politischen Verhältnissen war dann jeweils immer wenigstens ein Katholikos handlungsfähig, so konnte die armenische Identität bewahrt werden; dem ranghöheren Katholikos von Etschmiadsin kam im Bewusstsein des Volkes auch die Würde des armenischen Königs zu. Die zunehmenden religiösen und kulturellen Bedrängnisse im osmanischen Reich kulminierten 1894 bis 1896 in blutigen Pogromen, denen rund 300.000 Armenier zum Opfer fielen. 1895 löschten die Türken das Katholikat Agthamar aus, es folgten 1909 und 1920/21 Massaker in Kilikien; 1914/15 ereignete sich in Anatolien der große Völkermord mit - je nach Quelle - 200.000 oder bis zu 1.500.000 ermordeten Armeniern. Mit der bislang größten kollektive Heiligsprechung einer Kirche sprach die Armenische Kirche zum 100. Jahrestag des Beginns der Verfolgungen am 23. April 2015 deren Opfer heilig; die Kirche gibt keine konkrete Zahl der neuen Heiligen an, sondern spricht von allen Opfern, die für ihren Glauben und ihre christliche Identität ihr Leben ließen. Es gebe auch Heilige unter denen, die den Völkermord überlebt hätten; diese Heiligsprechung war die erste in der armenisch-apostolischen Kirche seit 400 Jahren. 1895 gab es im Gebiet der Türkei 3000 armenische Gemeinden in 60 Bistümern, heute gibt es nur noch eine Diözese. Viele Armenier flohen nach Europa, Amerika, nach Syrien und Palästina. Das Katholikat Sis musste 1921 aufgegeben werden; Mönche konnten 1915 liturgische Gewänder, Kirchenschätze und Reliquien nach Aleppo in Syrien retten; das Katholikat wurde 1930 in Beirut im Libanon neu errichtet.

 

Banner (Khachvar) bei einer Prozession der Armenischen Kirche


Nach dem zweiten Weltkrieg in der Zeit der Spaltung der Welt im kalten Krieg entwickelte sich das Katholikat Etschmiadsin zum Zentrum der Armenier im Machtbereich der Sowjetunion, das Katholikat Beirut zu dem der Armenier im Westen; zwischen beiden gab es große Spannungen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Gründung der Republik Armenien 1991 kam es zu Begegnungen der beiden Katholikoi, 1995 wurde der Katholikos von Kilikien zum 131. Katholikos aller Armenier gewählt und als Karekin I. inthronisiert, dennoch bleiben Spannungen zwischen Beirut und Etschmiadsin bestehen.

Der neue armenische Staat anerkennt die Armenische Kirche, aber in der Hauptstadt Yerevan gibt es von dereinst über hundert nur noch sechs geöffnete Kirchen. In der Sowjetzeit wurden alle Klöster - einst tragende Stütze der Kirche - aufgelöst. Neue Seminare zur Priesterausbildung sollen nun dem Fehlen des Nachwuches bei den Geistlichen abhelfen.

 


Die Armenische Surp-Giragos-Kathedrale in Diyarbakır in der Türkei.


Um 1900 lebten 35.000 Armenier in Diyarbakır, 1927 gerade noch 3000; in den 1970er-Jahren nahm deren Zahl nocheinmal dramatisch ab, die Kirche wurde 1980 geschlossen, aber ab 2009 - einschließlich Kirchturm - wieder aufgebaut; seit 2011 finden hier wieder regelmäßig Gottesdienste statt. Die Armenische Kirche steht in kirchlicher und sakramentaler Gemeinschaft mit den anderen altorientalischen Kirchen. Die Katholikate Etschmiadsin und Beirut sind beide - aber getrennt - Mitglieder im Ökumenischer Rat der Kirchen; das Katholikat Etschmiadsin arbeitet in der Konferenz Europäischer Kirchen, das Katholikat Beirut im nahöstlichen Kirchenrat mit. Schon in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts gab es Kontakte mit dem Papst in Rom. Beim Besuch des Katholikos von Etschmiadsin, Karekin I., bei Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996 wurde ein Dokument unterzeichnet, wonach die Fragen über die Natur Christi nicht mehr kirchentrennend seien. Beim Besuch von Katholikos Karekin II. im Jahr 2000 bezeichneten sich Papst und Katholikos als Brüder im Episkopat; wichtig für die Armenier war die dabei erfolgte Rückgabe einer Reliquie ihres Begründers Gregor des Erleuchters, die in einem Kloster bei Neapel verwahrt war. Auch mit der Russisch-Orthodoxen Kirche vereinbarte Karekin II. einen Dialog.

 


Sahak-Mesrop-Kirche in Köln, der Sitz des armenischen Bischofs für Deutschland


Heute gibt es weltweit ca. 7 Millionen armenische Christen, davon leben 3,3 Millionen in Armenien, 1,2 Millionen in Georgien und Russland, 1 Million in den USA und Kanada, 700.000 in West- und 100.000 in Osteuropa. Im Nahen und Mittleren Osten leben etwa 650.000 Armenier, in der Türkei gibt es gerade noch 60.000. Nach Deutschland kamen Glieder der Armenischen Kirche v. a. als Gastarbeiter aus der Türkei. Ab 1965 war ein Priester mit Sitz in Köln für sie zuständig, 1991 wurde dort eine Diözese für Deutschland gebildet, geleitet von Erzbischof Karekin Bekdijan in Köln. Im Jahr 2000 lebten etwa 35.000 armenische Christen in Deutschland.

Das Jahr 2001 wurde von Staat und Kirche gemeinsam als 1700-jähriges Jubiläum und als 10-jähriges der Neugründung des Staates gefeiert, Bischöfe wurden geweiht und in Yerevan die neue Kathedrale St. Gregor der Erleuchter geweiht.

Schon im Jahr 246 erhob allerdings das kleine Königreich Nisibis - das heutige Nusaybin in der Türkei - an der Ostgrenze des römischen Reiches das Christentum zur Staatsreligion.


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